WOHNBAU
Leben im Park
18.03.2015
Auch wenn es kaum bekannt ist: Graz ist eine Stadt der Hochhäuser. Gebaut zum Großteil in der 1950-er bis 1970-er Jahren, scheinen jene etwa hundert Gebäude mit mehr als zwölf Geschoßen heutigen Grundsätzen der Grazer Stadtplanung nicht mehr zu entsprechen. Aber gerade an der Peripherie, dort, wo die Stadt zu einem Teppich aus Einfamilienhäusern und Gewerbeflächen zerfließt, bieten Hochhäuser städtebauliche Markanz und Orientierung, räumliche Weite und Aussicht.
Zahlreiche europäische Städte bauen heute wieder hohe Häuser, um ihren Stadteinfahrten einen repräsentativen Charakter zu verleihen. Das Quartier Grillweg in Graz ist durch seine unmittelbare Nähe zum Verteilerkreis Webling an einer solchen Stadteinfahrt gelegen, und sein baulicher Bestand - drei elf- bis 21-geschoßige Hochhäuser aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, darunter das zweithöchste Hochhaus von Graz - legt es nahe, bereits bestehende städtebauliche Qualtäten zu stärken und das Quartier Grillweg einschließlich seiner Nachbargrundstücke durch eine punktförmige Bebauung zu einem hochqualitativen Hochhausstandort auszubauen.
Leben im Park
Der Grazer Südwesten ist durch einen Mangel an öffentlichen Grünräumen gekennzeichnet. Durch die punktförmige Bebauung des Quartier Grillweg gelingt es, das Grundstück weitestgehend frei zu halten und zu einem öffentlichen Park und wichtigen Naherholungsgebiet für das gesamte Stadtviertel zu entwickeln. Gleichzeitig wird eine starke Identität für das Quartier Grillweg geschaffen: „Leben im Park“.
Die vorgeschlagene punktförmige Bebauungsstruktur ist in ihrer Höhe variabel (vier bis 15 Geschoße) und kann somit flexibel auf unterschiedlichste Nachbarschaftssituationen reagieren. Bestehende Maßstabssprünge - hier Einfamilienhäuser, dort Hochhäuser - können ausgeglichen werden.
Durch den Positionierung der neuen Bebauung „auf Lücke“ werden Lärmemissionen der Umgebung wirksam gedämpft, unterstützt durch eine schallabsorbierende Fassadengestaltung sowie drei Meter auskragende, begrünte Balkone mit schallschluckender Untersicht. Bodennahe Freibereiche werden durch erdgeschoßige, landschaftlich integrierte Gewerbebauten wirksam richtung Kärntnerstraße und Grillweg abgeschirmt.
Durch den Versatz der Türme können darüber hinaus gleichwertige Blickbeziehungen der Wohnungen zum Park und in das gesamte Grazer Becken geschaffen werden. Auch etwaig auftretende Fallwinde können so wirksam gestreut werden - bei gleichzeitig optimaler Durchlüftung des gesamten Areals.
Freiraum
Netzwerkartig organisierte Wege verknüpfen das neue Quartier mit dem Umfeld: Die Einstiege ins Wohnquartier suchen Ankerpunkte im städtischen Gewebe, Zielpunkte im Quartier sind die neuen Wohngebäude selbst. Dadurch bildet sich eine gute Orientierung und eine wertvolle Freiraum-Gebäude-Relation.
Die topografische Ausbildung des Freiraums ermöglicht seine Differenzierung in einen ebenen Stadtboden und erhöhte Stadtterrassen auf den Dächern der Gewerbebauten. Der Stadtboden bietet einen Freiraum auf Augenhöhe mit hohem Grünanteil, einem Baumdach und quartiersbezogenen Plätzchen. Durch die netzwerkartige Struktur entsteht Vielfalt und Reichhaltigkeit, differenzierte Teilräume und Orte der Geborgenheit in der sonst offenen Landschaft des Grazer Südens. Die in den Randbereichen konzipierten Stadtterrassen erzeugen Orte der Übersicht, des Überblicks und der Besonderheit. Als helle Spiel- und Gemeinschaftsorte sind sie durch Gestaltungselemente wie Modulmöbel und Sonnenschirme bespielbar. Genau an der Schnittstelle bilden geneigte Böschungen und Rampen einen spannungsvollen Übergang zwischen ebener Erde und erstem Stock.
Die Grünräume bilden den Schwerpunkt des Quartiers und erzeugen ein sehr landschaftliches Gesamtbild. Als nutzungsoffene und bespielbare Freiräume fungieren sie als baumbestandene Spielwiesen, interaktive Gemeinschaftsgärten und ökologische Brachen der Naturentdeckung. Die Spielplätze befinden sich in Baufeldmitte und an den gut bespielbaren Böschungsbereichen an der Schnittstelle von Stadtboden und Stadtterrasse. Die nächste Rodelpartie findet im Quartier statt. 1
Grundrisse
Die kompakten Grundrisse (Fünfspänner) bieten optimale Belichtungs- und Belüftungsverhältnisse durch überwiegend zweiseitige Orientierung der Wohnungen (keine reinen Nord- und Ostwohnungen) bei gleichzeitig effizientem Erschließungskern. Die einfache bauliche Struktur bietet größtmögliche Flexibilität in der Grundrissgestaltung. Ausgehend von einem standardisierten Geschoßgrundriss (5-Spänner) mit den Ausmaßen von 21,7 x x17,6m können durch Wohnungsteilung bzw. Zusammenschaltung 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen realisiert werden. Durch Hinzufügen zusätzlicher, erkerförmiger Zimmer an der Fassade (1 bis max. 2 pro Geschoß) kann darüber hinaus eine Vielzahl zusätzlicher Grundrissvarianten angeboten werden, wobei die Erker sowohl als zusätzliches Zimmer als auch als Erweiterung des Wohnzimmers (interessant v.a. bei 4-Zimmer-Wohungen) ausgebildet werden können. 4-Zimmer-Wohnungen können darüber hinaus geteilt und mit separaten Zugängen bzw. Nassbereichen ausgestattet werden (Adaptierbarkeit bei sich ändernden Familienkonstellationen, Untermiete etc.).
Durch Hinzufügen von nicht klimatisierten Veranden (1 bis max. 2 pro Geschoß) und begrünten Balkonen wird jede Wohnung mit einem großzügigen Freibereich (im Fall der Veranden: schallgeschützt) ausgestattet. Die Begrünung der Balkone (wahlweise bereits durch Bauträger hergestellt oder durch BewohnerInnen individuell gestaltet) sorgt für einen hohen Grad an Identität bzw. Identifikation der NutzerInnen mit der eigenen Wohnung, einen natürlichen Sonnenschutz in den Sommermonaten und ein angenehmes Mikroklima.
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1 Text: Dominik Scheuch / YEWO Landscapes
Zahlreiche europäische Städte bauen heute wieder hohe Häuser, um ihren Stadteinfahrten einen repräsentativen Charakter zu verleihen. Das Quartier Grillweg in Graz ist durch seine unmittelbare Nähe zum Verteilerkreis Webling an einer solchen Stadteinfahrt gelegen, und sein baulicher Bestand - drei elf- bis 21-geschoßige Hochhäuser aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, darunter das zweithöchste Hochhaus von Graz - legt es nahe, bereits bestehende städtebauliche Qualtäten zu stärken und das Quartier Grillweg einschließlich seiner Nachbargrundstücke durch eine punktförmige Bebauung zu einem hochqualitativen Hochhausstandort auszubauen.
Leben im Park
Der Grazer Südwesten ist durch einen Mangel an öffentlichen Grünräumen gekennzeichnet. Durch die punktförmige Bebauung des Quartier Grillweg gelingt es, das Grundstück weitestgehend frei zu halten und zu einem öffentlichen Park und wichtigen Naherholungsgebiet für das gesamte Stadtviertel zu entwickeln. Gleichzeitig wird eine starke Identität für das Quartier Grillweg geschaffen: „Leben im Park“.
Die vorgeschlagene punktförmige Bebauungsstruktur ist in ihrer Höhe variabel (vier bis 15 Geschoße) und kann somit flexibel auf unterschiedlichste Nachbarschaftssituationen reagieren. Bestehende Maßstabssprünge - hier Einfamilienhäuser, dort Hochhäuser - können ausgeglichen werden.
Durch den Positionierung der neuen Bebauung „auf Lücke“ werden Lärmemissionen der Umgebung wirksam gedämpft, unterstützt durch eine schallabsorbierende Fassadengestaltung sowie drei Meter auskragende, begrünte Balkone mit schallschluckender Untersicht. Bodennahe Freibereiche werden durch erdgeschoßige, landschaftlich integrierte Gewerbebauten wirksam richtung Kärntnerstraße und Grillweg abgeschirmt.
Durch den Versatz der Türme können darüber hinaus gleichwertige Blickbeziehungen der Wohnungen zum Park und in das gesamte Grazer Becken geschaffen werden. Auch etwaig auftretende Fallwinde können so wirksam gestreut werden - bei gleichzeitig optimaler Durchlüftung des gesamten Areals.
Freiraum
Netzwerkartig organisierte Wege verknüpfen das neue Quartier mit dem Umfeld: Die Einstiege ins Wohnquartier suchen Ankerpunkte im städtischen Gewebe, Zielpunkte im Quartier sind die neuen Wohngebäude selbst. Dadurch bildet sich eine gute Orientierung und eine wertvolle Freiraum-Gebäude-Relation.
Die topografische Ausbildung des Freiraums ermöglicht seine Differenzierung in einen ebenen Stadtboden und erhöhte Stadtterrassen auf den Dächern der Gewerbebauten. Der Stadtboden bietet einen Freiraum auf Augenhöhe mit hohem Grünanteil, einem Baumdach und quartiersbezogenen Plätzchen. Durch die netzwerkartige Struktur entsteht Vielfalt und Reichhaltigkeit, differenzierte Teilräume und Orte der Geborgenheit in der sonst offenen Landschaft des Grazer Südens. Die in den Randbereichen konzipierten Stadtterrassen erzeugen Orte der Übersicht, des Überblicks und der Besonderheit. Als helle Spiel- und Gemeinschaftsorte sind sie durch Gestaltungselemente wie Modulmöbel und Sonnenschirme bespielbar. Genau an der Schnittstelle bilden geneigte Böschungen und Rampen einen spannungsvollen Übergang zwischen ebener Erde und erstem Stock.
Die Grünräume bilden den Schwerpunkt des Quartiers und erzeugen ein sehr landschaftliches Gesamtbild. Als nutzungsoffene und bespielbare Freiräume fungieren sie als baumbestandene Spielwiesen, interaktive Gemeinschaftsgärten und ökologische Brachen der Naturentdeckung. Die Spielplätze befinden sich in Baufeldmitte und an den gut bespielbaren Böschungsbereichen an der Schnittstelle von Stadtboden und Stadtterrasse. Die nächste Rodelpartie findet im Quartier statt. 1
Grundrisse
Die kompakten Grundrisse (Fünfspänner) bieten optimale Belichtungs- und Belüftungsverhältnisse durch überwiegend zweiseitige Orientierung der Wohnungen (keine reinen Nord- und Ostwohnungen) bei gleichzeitig effizientem Erschließungskern. Die einfache bauliche Struktur bietet größtmögliche Flexibilität in der Grundrissgestaltung. Ausgehend von einem standardisierten Geschoßgrundriss (5-Spänner) mit den Ausmaßen von 21,7 x x17,6m können durch Wohnungsteilung bzw. Zusammenschaltung 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen realisiert werden. Durch Hinzufügen zusätzlicher, erkerförmiger Zimmer an der Fassade (1 bis max. 2 pro Geschoß) kann darüber hinaus eine Vielzahl zusätzlicher Grundrissvarianten angeboten werden, wobei die Erker sowohl als zusätzliches Zimmer als auch als Erweiterung des Wohnzimmers (interessant v.a. bei 4-Zimmer-Wohungen) ausgebildet werden können. 4-Zimmer-Wohnungen können darüber hinaus geteilt und mit separaten Zugängen bzw. Nassbereichen ausgestattet werden (Adaptierbarkeit bei sich ändernden Familienkonstellationen, Untermiete etc.).
Durch Hinzufügen von nicht klimatisierten Veranden (1 bis max. 2 pro Geschoß) und begrünten Balkonen wird jede Wohnung mit einem großzügigen Freibereich (im Fall der Veranden: schallgeschützt) ausgestattet. Die Begrünung der Balkone (wahlweise bereits durch Bauträger hergestellt oder durch BewohnerInnen individuell gestaltet) sorgt für einen hohen Grad an Identität bzw. Identifikation der NutzerInnen mit der eigenen Wohnung, einen natürlichen Sonnenschutz in den Sommermonaten und ein angenehmes Mikroklima.
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1 Text: Dominik Scheuch / YEWO Landscapes
Kurzinfo
Wohnbau (426 Wohneinheiten), Gewerbeflächen (4.170m² NGF), Büros (4.100m² NGF), Hotel
(2.750m² NGF), Park (3,5 ha)
Status
Österreichweit offener, zweistufiger Realisierungswettbewerb , 2015, 4. Platz
Größe
50.050m² NGF
Ort
Grillweg, Graz (A)
Auslober
Grillweg 13 GmbH & Co KG
Architektur
Entwufsteam: Michael Stoiser, Fabian Wallmüller, Mitarbeit: Wolfgang Timmer
Landschaftsarchitektur
YEWO LANDSCAPES/ Dominik Scheuch, Mitarbeit: Jakob Kastner, Anna Hauser
Bauphysik
Bauklimatik/ Ernst Kainmüller, Mitarbeit: Wolfgang Mähr
Modellbau
Modellwerkstatt Gerhard Stocker
Webtipp
www.gat.st
Wohnbau (426 Wohneinheiten), Gewerbeflächen (4.170m² NGF), Büros (4.100m² NGF), Hotel
(2.750m² NGF), Park (3,5 ha)
Status
Österreichweit offener, zweistufiger Realisierungswettbewerb , 2015, 4. Platz
Größe
50.050m² NGF
Ort
Grillweg, Graz (A)
Auslober
Grillweg 13 GmbH & Co KG
Architektur
Entwufsteam: Michael Stoiser, Fabian Wallmüller, Mitarbeit: Wolfgang Timmer
Landschaftsarchitektur
YEWO LANDSCAPES/ Dominik Scheuch, Mitarbeit: Jakob Kastner, Anna Hauser
Bauphysik
Bauklimatik/ Ernst Kainmüller, Mitarbeit: Wolfgang Mähr
Modellbau
Modellwerkstatt Gerhard Stocker
Webtipp
www.gat.st